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1945 – Widerstand Alpenfestung: Aufführungen noch bis 13. September

Erinnerungskultur im Oberen Gericht

Durch eine kleine Zeitungsnotiz wurden meine Frau und ich auf eine Freilicht-Theaterproduktion im Ort Ried im Oberinntal aufmerksam. Der Titel „1945 – Widerstand Alpenfestung“ weckte unser Interesse, sodass wir kurz entschlossen unsere Theaterkarten reservieren ließen.

 Das Stück stammt aus der Feder von Michael Schmid und erzählt eine sehr ergreifende Geschichte nach wahren Begebenheiten im Ort Ried und das genau 80 Jahre später und am Originalschauplatz. So viel gleich vorab: Die Besucher/innen erwartet eine packende Geschichte, basierend auf wahren Ereignissen aus Polizeiberichten, Zeitungsartikel und Zeugenaussagen und es erinnert an den Widerstand gegen das Nazi-Regime im Oberen Gericht.

Der Sprecher des Theatervereins wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass das Stück keine Anklage oder Schuldzuweisung an Personen in der damaligen Zeit enthält, es soll vielmehr die Erinnerung wachgehalten werden. Man kann diesen Teil der Ortsgeschichte nicht überspringen, indem man über die Ereignisse von damals nicht mehr spricht. Eine Aufarbeitung der oft schmerzlichen Erlebnisse kann nur geschehen, wenn die Ereignisse im Gedächtnis bleiben. Das ist dem Autor und den Schauspieler/innen sehr eindrucksvoll gelungen.

Nachdem die Schauspieler authentische Uniformen trugen, wurde mehrmals gebeten während der Vorstellung keine Fotos oder Videos zu machen.

Hier eine kurze Darstellung des Inhaltes im Programmfolder des Theatervereins:

Im Jahr 1944 kehrt der Forstmeister Vitus nach Ried im Oberinntal zurück, nachdem er krankheitsbedingt von der Front entlassen wurde. Doch Gerüchte besagen, dass er Soldaten demoralisiert und zum Verlassen der Front ermutigt habe. Zurück in seiner Heimat fordert Vitus seine Position als Forstmeister ein, die während seiner Abwesenheit vom örtlichen NS-Ortsgruppenleiter untergraben wurde. Trotz falscher Anschuldigungen gelingt es ihm, seine Stellung zurückzuerlangen.

In der Zwischenzeit wird die strategisch wichtige Brennerroute zunehmend bombardiert, und die Organisation „Todt“, die Bauorganisation des NS-Regimes beginnt mit dem Bau der Reschenscheideckbahn, einer wichtigen Nachschublinie über den Reschenpass in den Süden. Ein Hauptmann der Organisation Todt ist in Ried stationiert und zeigt gegenüber der Bevölkerung terroristisches Verhalten, droht mit Bombenangriffen und lässt Zwangsarbeiterlager errichten.

Mit zunehmendem Erfolg der Alliierten plant die NS-Führung, das Obere Gericht als ‚Alpenfestung‘ zu nutzen und die Pontlatzbrücke zu sprengen, um den Rückzug abzusichern.

Vitus erkennt jedoch, dass der Krieg dem Ende entgegengeht und dass die Zerstörung der Brücke großes Unheil über die Region bringen würde. Er entschließt sich, gegen das NS-Regime vorzugehen, und bildet mit Verbündeten – darunter der Richter und der Gendarmerie-Oberleutnant von Ried – eine Widerstandsgruppe. Ihr Ziel: die Nazi-Führung im Oberen Gericht zu verhaften und die Brücke zu retten. Dieses Vorhaben birgt große Risiken und könnte das Schicksal des gesamten Oberinntals entscheiden. (Siehe Programmfolder)

Zu dieser Vorstellung kam auch der Landeshauptmann Anton Mattle. Nach dem Schlussapplaus ließ er es sich nicht nehmen, seine Gedanken zum Stück darzulegen. Er meinte, auch heute noch gäbe es gefährliche Tendenzen, wo die Demokratie in Gefahr gerät. Um in Frieden und Freiheit leben zu können, bedarf es einer wachen Aufmerksamkeit, wenn es um den Erhalt der Demokratie, für unser Miteinander und unsere Solidarität mit den Schwachen in der Gesellschaft geht.

Das Stück wird noch bis 13. September 2025 aufgeführt. Ein Besuch zahlt sich auch für Chronisten aus.

Oswald Wörle                                                      
01. September 2025

Download Programm: https://www.chronisten.tirol/wp-content/uploads/2025/09/2025_Theater_Ried_Programmheft_08.04.2025-Doppelparallelfalz-1.pdf